Das umhangartige Kleidungsstück des Designprojekts IGNOTUM aus dem Designstudio WertelOberfell zieht in der realen Welt alle Blicke auf sich. Im digitalen Raum wirkt der Poncho jedoch wie ein Tarnumhang. Die spezielle Zusammensetzung des Textils sowie integrierte LED-Lichter sorgen dafür, dass der Tragende vor Überwachungskameras mit Personenerkennung geschützt ist und so in der virtuellen Welt unsichtbar bleibt.
WertelOberfell, gegründet im Jahr 2007 von Gernot Oberfell und Jan Wertel, ist ein Designstudio für Möbel, Leuchten und Industrieprodukte sowie experimentelle Forschungsarbeiten. In einem gekonnten Zusammenspiel aus Materialien, Produktionsprozessen, neuen Technologien und Fertigungsverfahren sowie computergestützten Designs entwickeln die beiden studierten Industriedesigner moderne Meisterwerke des Produktdesigns.
„Das Unbekannte“ – Projekt IGNOTUM
Mit dem Projekt IGNOTUM (lat. für „das Unbekannte“) hat WertelOberfell in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut für Zuverlässigkeit und Mikrointegration (IZM) und weiteren technischen Partnern ein (Schutz-)Kleidungsstück der besonderen Art erschaffen, das Mode und Technologie auf einzigartige Art und Weise miteinander verbindet. Im Gegensatz zu herkömmlicher Schutzkleidung, die vor rauen Wetterbedingungen, Sicherheitsrisiken oder Verletzungen bewahrt, dient der IGNOTUM Umhang dazu, in der Welt allgegenwärtiger Überwachung durch Kameras und künstliche Intelligenzen unsichtbar zu bleiben. Längst finden persönliche Daten wie Geschlecht, Alter, Gemütszustand oder Vorlieben – erfasst über Videoüberwachungssysteme ausgestattet mit künstlicher Intelligenz – Eingang in den Einzelhandel und werden dort zu Marketingzwecken genutzt. Mit dem IGNOTUM Umhang wird diese Datenerfassung verhindert und setzt sich so mit der Problematik von Privatsphäre im Zusammenhang mit Big Data auseinander.
M-Fibre im Fashion-Tech-Universum
Beim Prototyping stellt sich heraus: LEDs beeinflussen die künstliche Intelligenz. Zum Einsatz kommen im IGNOTUM Prototyp M-Fibre Seitenlichtfasern, die mit den Textilschichten des Kleidungsstücks verbunden wurden. Die Lichtmuster der implementierten LED-Lösung hindern den Algorithmus daran, die menschliche Silhouette des Trägers zu identifizieren und verhindern so, dass die erfassten Pixel einer tiefergehenden Datenanalyse unterzogen werden. Zu weiteren Verwirrung der KI dient eine halbtransparente Textilschicht, die einen Moirée-Effekt bewirkt. Das Projekt zeigt Mode von morgen und die Einbindung moderner Technik in die Textilindustrie. So könnten leuchtende Linien in Bekleidung zukünftig für hochsichtbare Leistungs- und Schutzkleidung zum Einsatz kommen.
